16.06.2021 | von: Renate

Haare und Ernährung Teil 9: Kieselerde / Kieselsäure / Silizium für Haare

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Ist Kieselerde tatsächlich ein Wundermittel für schöne und gesunde Haare? Unsere Expertin verräts ...

renate

von: Renate (Gastautorin)

Diätologin und Fachärztin für Innere Medizin mit Schwerpunkt Stoffwechsel und Diabetes

 

Kieselerde wird gerne als Wundermittel für schöne, gesunde Haare und kräftige Nägel angepriesen. In diesem Teil der Artikelserie „Haare und Ernährung“ geht es um die spannende Frage, welche Rolle dem Spurenelement für die Haare zukommt.

Inhaltsverzeichnis: Kieselerde Haare


1. Was ist Silizium und wofür ist es gut?

Echte Kieselerde wird aus fossilen Kieselalgenschalen gewonnen (abgebaut, gereinigt und gemahlen. Der Hauptbestandteil von Kieselerde ist Siliziumdioxid (SiO2), eine chemische Verbindung von Silizium und Sauerstoff. Als „Kieselsäuren“ werden die Sauerstoffsäuren des Siliziums (SiO2 • n H2O) bezeichnet. [1]

 

Vor allem wegen dem enthaltenen Silizium wird Kieselerde / Kieselsäure in der Werbung als Garant für schöne Haut, Haare und Nägel angepriesen, da dieses für Festigkeit sorgen, Alterungserscheinungen vorbeugen, die Elastizität des Bindegewebes erhöhen und die Knochen stärken soll. Im Körper findet es sich vorwiegend in den Knochen, der Haut, den Haaren und den Nägeln.

 


Silizium Tabletten
Silizium gibt es als Nahrungsergänzungsmittel in unterschiedlichen Varianten. Ob diese Mittel nutzen oder gar schaden, ist wissenschaftlich nicht ausreichend geklärt.

2. Silizium Lebensmittel: Wo ist Silizium enthalten?

Silizium kommt im Trinkwasser und in vielen Nahrungsmitteln vor (z.B. in Hirse, Kartoffeln, Spinat, Erbsen, Bananen, Bier…), worüber wir durchschnittlich 10 bis 50 mg pro Tag zu uns nehmen.

 

Im Handel wird Silizium in unterschiedlichen Darreichungsformen angeboten, weil keine Einigkeit darüber besteht, welche Mineralstoffverbindung am besten vom Körper aufgenommen werden kann. Laut EU-Richtlinie 2002/46/EG, Anhang II (Fassung vom 09.03.2021) sind cholinstabilisierte Orthokieselsäure, Siliziumdioxid, Kieselsäure in Gelform und organisches Silizium (Monomethylsilantriol) in Nahrungsergänzungsmitteln zugelassen und somit im Handel erhältlich.[2] 

 

Trinkwasser enthält Silizium
Silizium nehmen wir nicht nur in vielen Nahrungsmitteln auf. Auch im Trinkwasser ist es enthalten.

3. Wie hoch ist der Silizium Tagesbedarf?

3.1. Wie viel Silizium pro Tag?

Es fehlen gesicherte Daten zum täglichen Bedarf. Deshalb liegen auch keine Zufuhrempfehlungen von Behörden oder Fachgesellschaften vor. 

3.2. Ist eine Silizium Überdosierung möglich?

Unklar ist auch, ab welcher Menge Silizium dem Körper schadet.

 

Das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat einen Versuch unternommen, Höchstmengenvorschläge für Silizium in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln zu erarbeiten. Es empfiehlt für Nahrungsergänzungsmittel eine tägliche Höchstmenge von 350 Milligramm (mg) Silizium in Form von Siliziumdioxid, 100 mg Silizium in Form von Kieselsäure (Silicagel) sowie jeweils 10 mg Silizium in Form von Monomethylsilantriol und Cholin-stabilisierter Orthokieselsäure.[3]

3.3. Wer ist anfällig für einen Siliziummangel?

Beim Menschen sind bis dato keine Mangelzustände bekannt. 

3.4. Sind Nahrungsergänzungsmittel mit Silizium sinnvoll?

Aufgrund der unsicheren Datenlage zu Schaden und Nutzen von Silizium (bzw Kieselsäure oder Kieselerde) wird eine zusätzliche Versorgung durch Nahrungsergänzungsmittel derzeit nicht empfohlen. [4,5,6]

 


Silizium in Obst und Gemüse
In Getreide, Obst und Gemüse ist Silizium ebenso enthalten, wie in Trinkwasser. Von einer zusätzlichen Versorgung mit Nahrungsergänzungsmitteln wird wegen der unsicheren Datenlage abgeraten.

 

 

 

Quellenhinweise:

[1] https://www.chemie.de/lexikon/Kiesels%C3%A4ure.html#:~:text=Kieselerde%20besteht%20zu%20etwa%2094,abgebaut%2C%20gereinigt%20und%20gemahlen).

[2] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02002L0046-20210320&from=EN

[3] https://www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-silizium-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf

[4] Elmadfa I, Leitzmann C. Ernährung des Menschen: 300 Tabellen. 4., korrigierte und aktualisierte Aufl. Stuttgart: Ulmer; 2004.

[5] Martin KR. Silicon: The Health Benefits of a Metalloid. In: Sigel A, Sigel H, Sigel RKO, editors. Interrelat. Essent. Met. Ions Hum. Dis., vol. 13, Dordrecht: Springer Netherlands; 2013, p. 451–73.

[6] The EFSA Journal (2009) 1132, 1-24. Calcium silicate and silicon dioxide/silicic acid gel added for  nutritional purposes to food supplements 2009

 

 

 


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